Weltwassertag 2025 in Kiel
Vortrag von Claude Piel am Regionalen Berufsbildungszentrum Wirtschaft Kiel über Gletscher, Verbrauch und Verantwortung
Am 23. März 2025 lud das Regionale Berufsbildungszentrum Wirtschaft Kiel zu einem besonderen Schultermin: Claude Piel sprach über „Kampf ums Wasser – Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts“. Möglich wurde der Nachmittag dank der Unterstützung von Herrn Davertzhofen – ein herzliches Dankeschön dafür gleich zu Beginn. Anlass war der Weltwassertag, der jedes Jahr am 22. März begangen wird und 2025 unter dem Motto „Erhalt der Gletscher“ (Glacier Preservation) stand. Piel machte anschaulich, warum Gletscher als natürliche Wasserspeicher so wichtig sind: Sie steuern den Abfluss vieler Flüsse und sichern Millionen Menschen sauberes Trinkwasser. Ihr schnelles Schmelzen lässt Meeresspiegel steigen, verschärft regional die Wasserknappheit und bringt Ökosysteme aus dem Takt – spürbar etwa in den Alpen oder in trockenen Regionen, die stark auf Schmelzwasser angewiesen sind.
Der Zugang zu sauberem Trinkwasser Menschenrecht
Der Vortrag drehte sich um zwei Kernfragen: Warum entscheidet Wasser über Frieden und Stabilität – und was können wir selbst tun? Zunächst die Basis: Etwa 70 % der Erde sind von Wasser bedeckt, doch nur 3 % davon ist Süßwasser, und nur ein kleiner Teil davon direkt trinkbar. Das meiste steckt in Gletschern/Eisschilden und im Grundwasser; lediglich rund 1,3 % befindet sich gut erreichbar in Seen, Flüssen und Feuchtgebieten. Die Verteilung ist extrem ungleich: Australien zählt zu den trockensten Kontinenten, Südamerika besitzt riesige Reserven, und in der Sahara liegen Aquifere oft so tief, dass ihre Erschließung schwierig ist. Kein Wunder, dass manche Staaten Wasser längst als Teil ihrer Sicherheitsagenda führen. Seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser Menschenrecht, seit 2015 verankert als Ziel 6 der Agenda 2030.
Mit Blick auf den Wasserkreislauf zeigte Piel, warum es auch innerhalb von Ländern große Unterschiede gibt: Lloro in Kolumbien gilt als extrem regenreich, Arica in Chile als sehr trocken; in Indien treffen Monsunfluten und Dürrezonen aufeinander. Deutschland kennt ebenfalls Kontraste – trockene Bereiche etwa in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, deutlich mehr Niederschlag im Schwarzwald, Allgäu und den Alpen.
Klar ist auch: Der Bedarf wächst. Heute leben rund 8,2 Milliarden Menschen auf der Erde. Global verbraucht die Landwirtschaft etwa 70 % des Süßwassers, die Industrie rund 20 %, Haushalte etwa 10 %. Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch reicht von 250 Litern im Globalen Norden über 100 Liter in Asien/Lateinamerika bis zu 20 Litern in Teilen Subsahara-Afrikas. In Deutschland liegt der Schwerpunkt traditionell in der Industrie.
Der Wasserfußabdruck
Damit nicht genug: Es geht auch um Qualität. Unter dem Stichwort Wasserfußabdruck erklärte Piel, wie Produktion und Konsum Wasser binden und belasten. Beispiele machten das greifbar. Ein Smartphone kann in der Herstellung bis zu 13.000 Liter Wasser erfordern – von der Metallgewinnung bis zur Bauteilreinigung. Ein Kilogramm Kartoffeln kommt in Deutschland auf etwa 119 Liter (davon 84 grün, 13 blau, 22 grau). Eine 1,5-Liter-PET-Flasche summiert sich auf rund 2 Liter Wasser, bereits 0,5 Liter entfallen auf die Flasche selbst; Herstellung und Transport verbrauchen obendrein etwa 110 Gramm Erdöl. Pro Kopf trinken Menschen in Deutschland im Schnitt 125 Liter Mineralwasser pro Jahr, jede zweite Flasche ist Einweg. Weltweit gehen pro Minute rund 1 Million Plastikflaschen über den Tresen – ein Treiber für Müllstrudel wie den Great Pacific Garbage Patch. Auch energieseitig ist der Unterschied deutlich: Flaschenwasser benötigt gegenüber Leitungswasser etwa tausendmal mehr Energie.
Zum Ausblick blieb Piel optimistisch: Wasserwissen hilft, klüger zu handeln – im Alltag, in Schule und Stadt. Leitungswasser trinken, Lecks melden, Geräte effizient nutzen, Regenwasser im Garten einsetzen, unterwegs Mehrweg wählen: Viele kleine Schritte ergeben spürbare Wirkung. Oder, mit Audrey Azoulay: „Wasser muss nicht das Problem sein – es kann Teil der Lösung sein.“ Das Regionale Berufsbildungszentrum Wirtschaft Kiel zeigte an diesem Tag, wie lebendig Lernen sein kann, wenn globale Fragen direkt vor Ort diskutiert werden.









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